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Trotz der zunehmenden Hitzebelastung in Innenstädten wurde beim Umbau des Grimmplatzes auf wirksame Klimaanpassungsmaßnahmen weitgehend verzichtet. Die ursprünglich geforderten Baumreihen entlang der Randbebauung wurden zugunsten einer gestalterischen Inszenierung gestrichen. Stattdessen entstehen dort durchgehend versiegelte Flächen mit hoher Aufheizungstendenz – ein Rückschritt in Zeiten wachsender Klimakrisen.
Die daraus resultierende Überhitzung soll nun durch technische Maßnahmen wie Trinkwasservernebelung künstlich ausgeglichen werden – mit hohem Ressourcenverbrauch, anfälliger Technik und dem Einsatz kostbaren Trinkwassers. Die Stadt Kassel hat jüngst die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässer für die Bevölkerung eingeschränkt. Dabei hätten großkronige Stadtbäume diesen Effekt ganz ohne Energieeinsatz und laufende Betriebskosten dauerhaft erreicht.
„Klimaschutz und Klimaanpassung sind im kommunalen Handeln immer noch kein Standard“, kritisiert Stefan Bitsch, Geschäftsführer des BUND Kassel. „Wie viele Hitzesommer brauchen wir noch, bis Stadtverordnete, Magistrat und Verwaltung endlich konsequent handeln?“
Stellungnahme des BUND vom 15.06.2021
Bereits die hitzeempfindliche Vorplatzgestaltung des Kulturbahnhofs mit zu wenig Schatten durch Bäume und dekorativen Pflanztöpfen hatte Defizite offenbart. Dennoch zeigt sich bei aktuellen Bauvorhaben wie dem Tapetenmuseum keine erkennbare Lernkurve: Statt Fassadenbegrünung gibt es gestylten Beton, statt durchgrünter, öffentlich zugänglicher Freiflächen entstehen versiegelte Mitarbeiterparkplätze – abgeschottet hinter der Wilhelmshöher Allee.
Diese Entscheidungen ignorieren nicht nur den gestalterischen Wert klimaresilienter Stadtplanung, sondern schaffen für kommende Jahrzehnte konkrete Probleme: ein unangenehmes Mikroklima, sinkende Aufenthaltsqualität und steigende Kosten für technische Kompensation.
Die Stadt Kassel muss sich fragen lassen, ob kurzfristige Gestaltungsideale wirklich Vorrang vor langfristiger Lebensqualität und klimagerechter Entwicklung haben dürfen.