Die BUND-Streuobstwiese am Heisebach in Kassel
Zwischen den Siedlungen Nordshausen und Oberzwehren/Mattenberg liegt ein durch Äcker, Wiesen, Weiden und einzelne Gärten geprägter Landschaftsraum. Inmitten liegt durch eine hohe Hecke begrenzt eine noch relativ junge Streuobstwiese. Ein Fuß- und Radweg, der die beiden Stadtteile miteinander verbindet, führt an der Wiese vorbei. Mit den inzwischen über 20-jährigen Obstbäumen und den umgebenden Hecken, hat sich die Streuobstwiese über die Jahre zu einem struktur- und artenreichen Biotop entwickelt. Heute prägt sie den gesamten Landschaftsraum zwischen Nordshausen und Oberzwehren/Mattenberg deutlich. Die ca.18.000 qm große Wiese mit ihren zahlreichen Bäumen, wird vom BUND Kassel betreut.
Projekt: Streuobstwiese neu entdecken
Im Jahr 2022 fanden an vier Samstagen, jeweils von ca. 10:00 – 14:00 Uhr Workshops statt. Ziel war es, Klimawandel und Biodiversität am Beispiel einer heimischen Streuobstwiese verständlich zu machen. Außerdem ging es um das miteinander und darum, gemeinsam für Umwelt- und Klimaschutz aktiv zu werden. Denn Streuobstwiesen leben von ehrenamtlicher Arbeit.
Die Teilnahme war kostenfrei und eignete sich für Erwachsene und Familien mit Kindern, vor allem aus den Stadtteilen Nordshausen und Oberzwehren/Mattenberg. Bei Interesse an zukünftigen Angeboten erreichen Sie das Team der Streuobstwiese unter info(at)streuobst-kassel.de.
Die Wiese im Winter
Am 29. Januar 2022 fand der erste von vier Workshops statt. Neben dem Kennenlernen der Workshopteilnehmer*innen entdeckten wir die Wiese – spielerisch mit Martina und Kristina, lehrreich mit Hubert. Eine Gruppe baute ein Mauswieselhotel namens „Hotel Malo“ und die andere Gruppe einen Holzstapel als Versteck für Insekten. Am Ende nimmt sich jede*r einen Apfel aus dem Korb und blickt auf den Tag zurück. Anbei der Workshopbericht mit Bildern:
Frühlingserwachen
Am 9. April 2022 fand der zweite von vier Workshops statt. Der Schwerpunkt lag auf der Bedeutung des Bodens für das Wachstum der Apfelbäume, den Insekten für die Bestäubung und der Blütenbildung. Wir haben verschiedene Böden erfühlt und eine Blumenwiesenmischung für Insekten ausgesät. Wir haben den Lebenslauf eines Schmetterlings nachgebildet und uns die Blüte genau angeschaut. Am Ende haben wir Apfelchips und Infomappen verteilt. Anbei der Workshopbericht mit Bildern:
Sommervielfalt
Am 9. Juli fand der dritte von insgesamt vier Workshops statt. Der Schwerpunkt lag auf Gräsern, Blumen und Kräuter, die in dieser Zeit auf der Wiese zu finden sind. Am Vormittag haben wir die Vielfalt eingesammelt und u. a. Quark mit essbaren Kräutern für die Mittagspause gemacht. Am Nachmittag haben alle zur Bewirtschaftung der Wiese mit angepackt. Die Ernte kann kommen! Anbei der Workshopbericht mit Bildern…
Erntezeit im Herbst
Am 1. Oktober 2022 hat der vierte und letzte Workshop stattgefunden. Aufgrund des unbeständigen Wetters waren wir größtenteils in den Räumlichkeiten der Klosterkirche und haben uns mit der Vielfalt der Apfelsorten mit verschiedenen Sinnen und Aktivitäten auseinandergesetzt. Pünktlich zum Abschlussfest konnten wir, nach Begrüßungsworten vom BUND Kassel und Frau Fengler (HMUKLV), einen gemeinsamen Spaziergang zur Streuobstwiese machen. Am Nachmittag wurden weiter Äpfel verköstigt, Stofftaschen bemalt und fleißig Apfelsaft gepresst. Anbei der Workshopbericht mit Bildern:
Die Geschichte der BUND-Streuobstwiese
Der Anfang
Die Streuobstwiese am Heisebach wurde im Jahr 2000 im Rahmen der Lokalen Agenda 21 als Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Kassel der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Hessen und dem BUND Kreisverband Kassel angelegt. Im Rahmen des Projekts spendeten BUND-Mitglieder Obstbäume, die in einer öffentlichen Pflanzaktion mit zahlreichen Helfern und Helferinnen gepflanzt wurden.
Da die Wiese anfänglich in dem noch sehr offenen und wenig gegliederten Landschaftsraum schutzlos und verloren wirkte, pflanzten BUND-Mitglieder entlang des Fuß- und Radweges am östlichen Rand eine Hecke aus einheimischen Gehölzen wie Schlehe, Silberweide, Weißdorn, Hasel und Hartriegel.
Bäume und Hecken sind inzwischen soweit gewachsen, dass sie das Erscheinungsbild des Landschaftsraums deutlich prägen.
Heute
Auf der Obstwiese stehen heute etwa 120 Obstbäume. Überwiegend sind es Apfelbäume in 20 verschiedenen Sorten von Alkmene bis Winter-Glockenapfel, außerdem Birnbäume in verschiedenen Sorten, Süßkirschen, Pflaumen, Quitte und Walnuss..
Der notwendige Baumschnitt, wurde in den letzten Jahren teilweise im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit, in Form von Schnittkursen oder gefördert durch Mittel aus öffentlichen Förderprogrammen, durchgeführt.
Die Wiese wird ein- bis zweimal im Sommer von einem Landwirt zur Heugewinnung gemäht.
Aus dem Zusammenspiel von artenreicher Wiese, randlichen Hecken und Obstbäume hat sich die Wiese im Lauf der Jahre zu einem artenreichen Kultur-Biotop entwickelt, das zahlreichen Vogel- und Insektenarten Lebensraum, Unterschlupf und auch Nahrung bietet. Auf dem Gelände lassen sich viele Vogelarten beobachten: Meisenarten, Kleiber und Rotschwanz suchen in der Hecke und auf den Obstbäumen nach Nahrung. Im Herbst kommen verschiedene Drosselarten, um die Beeren der Eberesche und des Weißdorns, aber auch von den noch an den Bäumen hängenden Früchten zu naschen. Regelmäßig sind Buntspecht und Grünspecht zu beobachten.
Und weiter ...
Seit mehreren Jahren besteht eine „Obstwiesengruppe“ aus interessierten Menschen, die sich vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst unter fachkundiger Anleitung in der Pflege der Wiese, der Obstbäume und der Hecken engagiert. Durch ihre biologische Vielfalt und ihre Lage in Stadtnähe bietet die Wiese optimale Bedingungen, um an ihrem Beispiel in Praxis und Theorie unterschiedlichste Aspekte von Ökologie, Biodiversität, Nachhaltigkeit, regionaler Lebensmittelversorgung und Pflege von Kulturlandschaft anschaulich zu vermitteln. Wir verbinden also die Pflegearbeiten mit genauem Hinschauen und Beobachten, mit gemeinsamem Lernen, Ausprobieren und Erfahrungen sammeln.
Im ausgehenden Winter finden jedes Jahr Obstbaum-Schnittkurse auf der Wiese statt.
Ebenso bieten wir – eher im Sommerhalbjahr - auf Anfrage Führungen oder thematische Workshops auf der Wiese an.
Wir freuen uns weiterhin über Menschen, die Lust und etwas Zeit haben, sich in die Pflege der Wiese einzubringen, mit uns gemeinsam zu arbeiten, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln. Auch Spenden immer willkommen.
Obstbaumschnittkurs
Jedes Jahr bietet der BUND Kassel einen Obstbaumschnittkurs an: Details s. Termine. Der Kurs besteht jeweils aus einem theoretischen Teil am Freitagabend und einem praktischen Teil am darauffolgenden Samstag. Die Praxis erfolgt auf der vom BUND gepachteten Obstwiese in Kassel-Oberzwehren, die von Stein- bis Kernobst alles zu bieten hat, was für die Praxis wichtig ist.
Wer sich in irgendeiner Form engagieren oder einfach die Wiese näher kennenlernen will, nehme bitte Kontakt auf unter info(at)streuobst-kassel.de oder info(at)bund-kassel.de.