Detail
( Text und Foto: Gerlinde Lerch )
Am Häuschensberg in Fuldatal-Rothwesten, bekannt durch die Volkssternwarte, geht es tierisch gut zu. In einer kleinen, seit ca. 1993 der Natur überlassenen Gartenfläche tummeln sich viele Insekten, Amphibien, Schmetterlinge, Blindschleichen, Eichhörnchen und Igel. Viele Vögel wie Kleiber, Buntspechte, Goldammern, Stare, Dompfaffe, Eichelhäher, Rotkehlchen, Rotschwänzchen, Buchfinken, Kohl,- Blau- und Weidenmeisen, Amseln und natürlich viele Sperlinge fühlen sich in dem alten Obstbaumbestand pudelwohl. Doch schon bald wird es mit dieser Ruhe vorbei sein. Ab Oktober, spätestens im Frühjahr wird hier die naturbelassene Fläche einer Baumaßnahme weichen müssen. Frau Jordan und Frau Schuster von der Igelstation Kassel waren zusammen mit Vertreterinnen von BUND und NABU vor Ort, um dieses Areal zu sichten und durch verschiedene Maßnahmen näher zu dokumentieren. Die UNB ( Untere Naturschutzbehörde ) ist informiert. Mit Hilfe eines Detektors wurden Fledermäuse, die in der Dämmerung in der Nähe des Grundstücks nach Nahrung zu suchten lokalisiert. Es handelte sich um Zwergfledermäuse. Diese sind nur ca. 5 cm lang, wiegen ca. 5 Gramm und passen in eine Streichholzschachtel. Zusammen mit den Mückenfledermäusen sind sie die kleinsten und am häufigsten der vorkommenden Fledermausarten. Sie jagen gerne Insekten und Nachtfalter, die sich hier zwischen meterhohen Brennnesseln, Wildblumen und anderen Wildpflanzen, auch Brombeersträuchern, befinden. Auch Igel haben hier ideale Bedingungen. Frau Jordan von der Igelhilfe in Kassel betont: „ Igel soll man ganzjährig und möglichst oft füttern, damit nicht so viele Tiere ausgehungert und unterernährt zur Igelstation gebracht werden“. Das sieht man nicht immer so, denn Igel sind Wildtiere und einen Teil muss man auch der Natur überlassen. Manchmal zu füttern, besonders vor oder nach dem Winterschlaf oder bei trächtigen oder säugenden Igelweibchen je nach körperlicher Verfassung ist sicher sinnvoll, wenn man den Rückgang der Insektenpopulation betrachtet, dem Hauptnahrungsmittel der Igel. Ihre Lieblingsspeisen sind Käfer, deren Larven, auch Schmetterlingslarven, Ohr- und Regenwürmer, aber seltener Schnecken. Wichtig ist aber auch ein trockenes, frostsicheres Versteck in einem pestizidfreien Garten unter Laub, Holzhaufen, in Hecken, Sträuchern als Winterquartier. Auch ein Igelhaus in einer Hecke wird sicher gerne angenommen. Während der Sommermonate machen Mähroboter in manchen Gärten das Leben der Igel sehr schwer. Diese werden oft besonders nachts oder in der Dämmerung verletzt oder getötet. In der Wildnis werden sie durchschnittlich 2-3 Jahre, im Garten bei fürsorglicher Betreuung mehr als 7 Jahre alt. Um die Igel in dieser kleinen Naturoase in Rothwesten vor dem Bagger und anderen Baufahrzeugen zu schützen, werden diese voraussichtlich mit Genehmigung der UNB ( Untere Naturschutzbehörde ) umgesiedelt. Igel gehören nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Tieren, die nicht gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen. Wer also einen Igel oder ein Igelpärchen in seinem naturnahen Garten ein neues Zuhause geben möchte und ihm ab und zu auch etwas zum Fressen und zum Trinken geben kann ( z. B. Katzenfutter / frisches Wasser, keine Milch ! ) kann sich gerne bei der Igelstation - Kassel unter der Nummer: 0176 / 30 730 443 melden.