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Zuviel Flächenbedarf bei begrenzter Fläche – Flächenkonkurrenz in Deutschland

06. August 2025

Detail

bund position 78
 

Zusammenfassung
Fläche und der darunter befindliche Untergrund sind eine elementare, endliche Ressource: Sie ist Grundlage nicht nur für
Land- und Forstwirtschaft, sondern auch für den Naturschutz, den Bau von Siedlungen, Gewerbe und Infrastruktur, zur Gewinnung
von Energie und wird für die Wasserwirtschaft, das Kleinklima und die Erholung ebenso benötigt wie für den Bergbau.
Jede dieser Nutzungen belegt einen Teil der Fläche, und nur teilweise lassen sich mehrere Nutzungen auf einer Fläche
miteinander kombinieren. Die vorhandene Landoberfläche ist nicht in ausreichender Menge zur Befriedigung aller Wünsche
verfügbar. Dies führt zu einer erheblichen Konkurrenz um das Schutzgut Fläche.


Damit geraten auch die Lebensgrundlagen für den Menschen und die Natur weiter unter Druck. Ohne geeignete, ausreichende
Flächen für Natur, für Biodiversität, für einen funktionierenden Landschaftshaushalt und den damit verbundenen Ökosystemleistungen kann der Schutz der Lebensgrundlagen jedoch nicht gelingen. Deshalb setzen wir uns als Umweltverband mit der Thematik intensiv auseinander.
Die aktuelle Situation der Flächenkonkurrenz wird anhand mehrerer Themenfelder, der Infrastruktur, der Wirtschaft, dem
Energiesektor, der Land- und Forstwirtschaft und dem Naturschutz vertiefend beleuchtet. Dazu werden die Ansprüche unter
dem Aspekt einer nachhaltigen Nutzung betrachtet.
In der Gesamtsicht wird deutlich, dass die Ansprüche an die Landoberfläche deutlich über die verfügbare Fläche hinausgehen.
Dies wird vielfach durch Importe ausgeglichen, die einem Flächenzugriff an anderem Ort entsprechen.
Daraus leiten wir Handlungsoptionen und Forderungen ab. Zur Lösung dieser Konflikte gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten.
Zum einen kann der physische Flächenbedarf verringert werden, indem mehrere Nutzungen miteinander kombiniert werden oder
indem durch höhere Erträge weniger Fläche benötigt wird. Zum anderen kann durch normative Vorgaben der Flächenzugriff
begrenzt werden. Beide Ansätze lassen sich miteinander kombinieren.


Entscheidend ist eine höhere Flächeneffizienz, eine stärkere Flächensuffizienz und eine höhere Flächenkonsistenz
zu erreichen. Bei der Anwendung im konkreten Fall sind immer alle drei Ziele gemeinsam zu verfolgen.
Das konkrete Ziel Flächenkreislaufwirtschaft ist längst politisch beschlossen, konkrete Maßnahmen zur Steigerung von Flächeneffizienz, -suffizienz und -konsistenz sind größtenteils bekannt, es mangelt an der Umsetzung.
Unsere Kernforderungen zur Umsetzung dieser Maßnahmen und zur Erreichung der Flächenkreislaufwirtschaft sind daher:


1. Politische Priorisierung der Flächenkreislaufwirtschaft mit dem Ziel Netto-Null bis 2030.
2. Netto-Null als verbindlicher Maßstab der Raumplanung.
3. Finanzielle Förderung oder Anreize für Flächenkreislaufwirtschaftsmaßnahmen.
4. Auskömmliche Ausstattung und Regionalisierung der Kommunalfinanzen, um Finanzsorgen als Ursache für (überdimensionierte und fehlgeleitete) Baugebietsausweisungen zu beheben.
5. Fortbildung von Gemeinderät:innen und Verwaltungsmitarbeiter: innen zum nachhaltigen Umgang mit Fläche.
6. Dreifache Innenentwicklung als Standard der Stadt- und Siedlungsplanung: Die Städte sollen gleichzeitig kompakter,
grüner und mobiler werden (S. 40).
7. Einbeziehung gesamtgesellschaftlicher Kosten im Transportbereich zur Verkehrsvermeidung.
8. Nachhaltigkeit und Suffizienz als Grundprinzipien der Wirtschaft, einschließlich Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Außenhandel, Energie.
9. Nutzung des landwirtschaftlichen Bodenrechts zum Erhalt kleinteilig strukturierter Flächen und bäuerlicher Landwirtschaft.
10. Regionalisierung fördern.
11. Beendigung von Biomasse-Importen für energetische Zwecke oder für die chemische Industrie in die EU.
12. Reduktion der Flächeninanspruchnahme durch Recycling und Kaskadennutzung in der Rohstoffpolitik.
13. Naturverträgliche Energiewende inklusive Zweitnutzung bereits versiegelter Flächen.
14. Anbau von Energiepflanzen nur nachrangig nach der Bereitstellung von Lebens- und Futtermitteln und unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf wertvolle Biotope.
15. Fiskalische Methoden zur Steuerung der Flächennutzung nutzen, z. B. durch eine kombinierte Energie- und Bodenwertsteuer.
16. Förderung ressourcenarmer Lebensstile.
17. Aufnahme des Themenkomplexes „Lebensstile und Konsummuster“ als Teil der BNE in die Lehrpläne.

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